Inhalt: Kurzgeschichten
Gute Nacht Elisabeth
Wir waren wie Kinder in der Blüte unserer Träume,
aus dem Tal der Ahnungslosen kamen wir in diese Räume,
in denen es keine Masken gab und wir waren wie wir wirklich waren,
die Königin des Leidens und der König des Regens sich gegenseitig ihre Seelen offenbarten.
Wir alberten und lachten im Stationsbett im Flur,
und gaben uns den ersten zarten Kuss unter der Uhr,
in einem Haus ohne Zeit war nun unsere Zeit gekommen,
sie ist heute abgelaufen und wird auch nicht mehr wiederkommen.
Wir waren nicht immer fair und doch auf ewig verbunden,
Du bist immer vor Dir weggelaufen, hoffentlich hast Du nun Deinen Frieden gefunden,
es fühlt sich an, als ob es mir die Seele aus der Brust reißt,
Du warst immer mein kleines Baby und meine Familie, wie Du weißt.
Du konntest Dich an den einfachsten Dingen erfreuen, wie ein kleines Kind,
für Dich war das Gold, was für Andere Nichtigkeiten sind,
Harmonie und Liebe waren Dir das Wichtigste im Leben,
die hast Du uns geschenkt, wo Du nur konntest, doch Dir selber hast Du sie nicht gegeben.
Ich sang Dir meine Lieder, zeigte Dir Land und Leute,
doch beschützen konnte ich Dich nicht vor der Meute,
ich war Dein Krückstock und tat es aus ganzem Herzen,
Du wurdest furchtbar entstellt und konntest doch noch scherzen.
Deine Seele war einfach nicht einverstanden mit Deinem Menschsein,
und doch, so wie sie war, dagegen sind die Anderen sehr, sehr klein,
Hey Ratz, Du hast Dich hinterm Mond versteckt,
blinzelst mich sternenklar an und ich hab auch schon den Tisch gedeckt.
Du bist nun leichter als eine Feder, jetzt endlich kannst Du fliegen,
vergiss die Schwere, die Dich hier auf Erden band, lass sie einfach liegen,
Ich fühle Deine Wärme, wenn ich in die Sonne schaue,
Du wirst lachen und strahlen, dass ich nur so staune.
Gute Nacht Elisabeth, wir sehen uns wieder in der Morgenröte,
hab eine gute Zeit dort oben, fühl dich wohl ohne Sorgen und Nöte,
ich denk an Dich, bleib noch hier, denn ich hab noch eine Frist,
inzwischen zeig ich Dir für Dich mit, wie schön das Leben ist.
Michael Greven / Gedankenträume.de / 2002-2024