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Inhalt: Kurzgeschichten

Der Fels, das Licht und eine kleine Blume namens Hoffnung

So ging viel Zeit ins Land. Der Frühling kam, der Sommer ging vorüber und schenkte wundervolle Sonnenuntergänge
über dem Meer. Der Herbst zog auf und wurde von den Winterstürmen abgelöst. Der Fels stand unbeirrt im Wasser
und die Leuchtturmwärterin sammelte nach wie vor Steine ein, pflegte die Beete, die im Sommer wundervoll geblüht hatten.
Sie sorgte dafür, daß das Licht nie ausging, ersann skurrile Gestalten und verbrachte die Abendstunden mit ihnen.
Wassergeister kamen regelmäßig zu Besuch, Neptun kam ab und zu mit einem Lachs vorbei, den sie dann gemeinsam verspeisten.
Manchmal legte ein Piratenschiff vor dem Felsen an, dann gab es eine wilde Feier auf dem Leuchtturm. Die Piraten und die
Leuchtturmwärterin tranken Rum, den die Freibeuter vor Jamaika geräubert hatten, und sangen die ganze Nacht Seemannslieder
und traurige Liebesweisen bis zum Morgengrauen.

Eines Tages machte ein stolzes Schiff vor dem Felsen fest. Der Kapitän klopfte an die Tür des Leuchtturms und die
Leuchtturmwärterin öffnete und bat ihn herein. Sie verbrachten einen Nachmittag zusammen. Er erzählte von fernen Ländern
und fremden Völkern, von Begebenheiten, die er auf dem Meer erlebt hatte. Und er hörte ihr zu, als sie von ihrem Leben
auf dem Felsen sprach, vom Wechselspiel der Natur, von ihrer Ruhe und ihrem Frieden. Sie tranken Kaffee und verbrachten
die Zeit bis zur Abenddämmerung zusammen. Dann brach er auf und zum Abschied sagte er ihr, daß er ihre Gesellschaft
sehr genossen habe, daß sie sein Herz berührt habe und dass er eines fernen Tages wieder vor dem Felsen festmachen würde,
um Zeit mit ihr verbringen zu können. Sie schenkte ihm eine getrocknete Blüte, die sie im Sommer gepflückt hatte,
denn sie meinte, Blumen wären auf dem Meer wahrscheinlich so selten wie in der Welt Menschen ihrer Art,
die sich mit der Einsamkeit zufrieden geben und erfüllt leben können. Er lächelte schweigend und der sanfte Ausdruck
seiner Augen brannte sich in ihrer Seele fest.

Die Tage kamen und gingen, die Nächte zogen herauf und wurden von der Morgendämmerung abgelöst.
Das Licht auf dem Leuchtturm leuchtete zuverlässig, wies den Schiffen den Weg und der Fels genoss noch immer die Wärme,
die von dem Licht ausging. Die Lieder, die die Leuchtturmwärterin abends am Rande des Felsens sang, waren noch immer
dieselben Weisen von Sehnsucht und Liebe. Und doch erschien es dem Fels, als wenn er zunehmend mehr Sehnsucht
in ihnen hören könne. Er meinte fühlen zu können, dass sich ihre Stimme veränderte, wenn sie Lieder sang von Seeleuten,
die ihre Liebsten verlassen um auf's Meer hinaus zu ziehen. Eine große Traurigkeit ergriff Besitz von ihm,
die er sich nicht erklären konnte.

Wieder kam der Sommer. Und an einem besonders schönen Morgen, der einen wundervollen Tag verheißen würde,
machte das Schiff des Kapitäns am Felsen fest. Die Leuchtturmwärterin lief ihm entgegen und beide umarmten sich lachend,
voller Wiedersehensfreude. Sie frühstückten im Leuchtturm, erzählten, wie es ihnen in der Zwischenzeit ergangen war
und ließen ihre Blicke immer wieder über die grandiose Aussicht schweifen. Bis er ihr tief in die Augen sah und ihren Blick
festhielt. Sie versanken ineinander und die Zeit schien stillzustehen. Nach einigen Sekunden, die wie Lebensspannen schienen,
lachte sie, nahm seine Hand und zog ihn die Leuchtturmtreppe hinunter. Arm in Arm spazierten sie über den Felsen,
auf dem sie nun schon so lange lebte. Sie zeigte ihm die Besonderheiten des Gesteins, machte ihn auf die Aussicht aufmerksam.
So kamen sie auch an die Stelle, an der der Fels seine größte Verletzung erlebt hatte und die sie nach dem verheerenden Orkan
mit liebevoller Mühe und unerschütterlicher Hoffnung wieder bepflanzt hatte. Verwundert blieb der Kapitän stehen
und blickte auf das Meer aus Moosen und zahllosen kleinen Blüten, die ihre Köpfe in der Wärme der Sommersonne
dem Himmel entgegenstreckten. Er war auf allen sieben Weltmeeren gesegelt und der Meinung alles gesehen zu haben.
Was sich jedoch hier vor ihm auftat, konnte er nicht glauben. Er nahm ihr Gesicht in seine Hände, behutsam, so behutsam,
wie sie wohl manches mal die kleinen Pflanzen umsorgt hatte, und küsste sie sanft.
Sie spürte seinen Mund auf ihren Lippen, fühlte die wärmenden Strahlen der Sonne durch ihren Pullover, fühlte den Wind,
der durch ihr Haar strich und ... ein Beben unter ihren Füßen. Sie war ein wenig irritiert. War das der Sturm von Gefühlen,
der sie erfasst hatte? Oder hatte wirklich der Fels unter ihr gebebt?
Der Kapitän und die Leuchtturmwärterin gingen zurück und verbrachten den Nachmittag, den Abend und die Nacht damit,
sich gegenseitig kennen zu lernen, sich dem anderen zu öffnen. Ihre Körper erzählten sich die Dinge,
die sie in Worten noch nicht ausgedrückt hatten und als die Sonne über dem Meer aufging und die Sonnenstrahlen
die Augen der Leuchtturmwärterin erreichten, da gestanden sie sich ihre Liebe.
Sie frühstückten zusammen, wie am Tag zuvor. Nur war diesmal alles anders, die Sonne schien nicht nur draußen auf dem Meer,
sondern auch zwischen ihnen beiden, erfüllte sie, so wie das Gefühl zwischen ihnen, das ihre Seelen nun verband.
Bevor er zurück musste zu seiner Mannschaft, liebten sie sich noch einmal und gaben sich ohne Worte das Versprechen,
sich wiederzusehen.

Nachdem er gegangen war, stand sie noch lange und schaute dem Schiff nach, wie es auf den Horizont zusegelte
und schließlich verschwand. Sie spürte eine Windböe und fröstelte, aber das glückliche Lächeln auf ihrem Gesicht blieb.
In Gedanken versunken ging sie den Weg entlang, den sie gestern Arm in Arm mit ihm gegangen war.
Sie ließ ihren Blick liebevoll auf den kleinen blauen und weißen Blüten ruhen, die wie am Tag zuvor ihr Gesicht
der Sonne entgegenstreckten. Friede erfüllte sie und das Gefühl, geliebt zu werden. Sie schloss die Augen und streckte
ihr Gesicht ebenfalls der Sonne entgegen, fühlte ihre Wärme und war glücklich.

Plötzlich kam ein starker Wind auf und dunkle Wolken schoben sich vor die Sonne, die sie eben noch gewärmt hatte.
Verwundert öffnete sie die Augen. Das Wetter hatte sich schlagartig geändert und wieder spürte sie das Beben des Felsens
unter ihr. Sie wollte sich gerade umdrehen und den Weg zum Leuchtturm zurück gehen, als eine heftige Erschütterung
das Gestein erzittern ließ. Direkt vor ihren Füßen war ein Riss im Boden entstanden. Er war nicht tief, aber sehr lang
und hatte einen scharfen Schnitt im Meer der kleinen Blüten hinterlassen. Sie bückte sich und strich gedankenverloren
über den neuen Riss. Dachte an die Zeit, als der Orkan den Felsen fast zerstört hatte, an die Zeit danach.
Schließlich seufzte sie tief, erhob sich, machte sich auf den Rückweg zum Leuchtturm und verbrachte den Rest des Tages dort.
Sie zündete am Nachmittag eine Kerze an, denn der Himmel hatte sich verdunkelt, war von Wolken überzogen.
Die Leuchtturmwärterin fühlte eine tiefe Traurigkeit in sich, die sie sich nicht erklären konnte. Morgens noch
war sie im Licht der Sonne und der Liebe so glücklich gewesen und jetzt war alles dunkel und traurig.

Auch der Fels war traurig. Er fühlte den Schmerz, den der neue Riss ihm zugefügt hatte, überdeutlich.
Schon als die Leuchtturmwärterin mit diesem Kapitän über seine Wege gewandert war, lachend, Arm in Arm, hatte es in ihm gebebt.
Und in der Nacht, als er die Schatten der beiden Körper im Fenster des Leuchtturms sehen konnte, da hatte es in ihm
eine so heftige Erschütterung gegeben, daß der Riss tief in ihm entstanden war, der sich nun durch das erneute Zittern
an der Oberfläche seines Gesteins fortgeführt und die kleinen Blüten verletzt hatte. Irgendetwas tief in seinem Inneren
wollte raus aus ihm, er spürte ein schmerzhaftes Ziehen in sich und war verwirrt, denn er konnte sich nicht vorstellen,
was das sein könnte. Er war alt, steinalt, und er wusste nichts mehr von den Urzeiten, als noch Leben und Wärme
in den Steinen gewesen war, bevor sie erkalteten und zu dem wurden, was sie nun waren. Er fühlte sich einsam und verlassen
und zum ersten Mal, seit diese verwunderliche Frau auf ihm weilte, konnte ihn das Licht des Leuchtturms nicht trösten.

In der Nacht fing es an zu regnen, erst sanft, dann immer heftiger. Ein starker Wind trieb tiefe Wolken vor sich her.
Alles überzog der Regen, er drang in jede Felsspalte und schlängelte sich durch die vielen tiefen, alten Risse.
Die Tropfen, die sich in dem neuen Riss sammelten, drangen bis tief ins Innere des Felsens vor und es war ihm,
als wenn es seine Tränen wären.
Auch am nächsten Tag regnete es weiter, unaufhörlich. So ging es einige Wochen. Die Blüten öffneten ihre Blätter nicht mehr
und der Fels gab sich seinem Schmerz hin. Er hatte es aufgegeben, gegen das Gefühl von Traurigkeit anzukämpfen
und weinte mit dem Regen. Eine tiefe Hoffnungslosigkeit hatte Besitz von ihm ergriffen, die er sich nicht erklären konnte
und gegen die er sich nicht mehr auflehnen wollte.

Die Leuchtturmwärterin wanderte nach wie vor über den Felsen, betrachtete sorgenvoll die immer neuen Risse,
die sich in seinem Gestein auftaten. Nur die Moose leuchteten noch grün, die Blumen waren verschwunden.
Das oft schwere Wetter am Meer hatte ihr nie etwas ausgemacht, doch jetzt senkte sich die Traurigkeit auch in ihr Gemüt.
Die Sonne war schon lange nicht mehr zu sehen gewesen und das Licht des Leuchtturms leuchtete nach wie vor nicht nur
in der Nacht, sondern auch am Tag.
Der Fels hatte aufgegeben und verlor immer mehr an Stabilität. Sie machte sich Sorgen, ob er den kommenden Winterstürmen
würde standhalten können. An einem der letzten Tage im Herbst legte das Schiff des Kapitäns an.
Er wollte die Leuchtturmwärterin noch einmal sehen, bevor der Winter das unmöglich machen würde.
Erschrocken sah er sie an, jegliche Sonnenwärme war aus ihren Augen verschwunden. Er spürte noch immer ihre Liebe,
aber auch ihre tiefe Trauer. In der Nacht schenkte er ihr Trost und Wärme und als er sich am nächsten Morgen
von ihr verabschiedete, huschte ein kleines, verlorenes Lächeln über ihr Gesicht.

Der Winter brach herein und mit ihm die gefürchteten Stürme. An vielen Stellen seiner Außenseiten brach der Felsen
auseinander, blieb jedoch vor größeren Schäden bewahrt. Es war eine einsame, eine sehr traurige Zeit für
die Leuchtturmwärterin und nur die Gedanken an viele schöne Momente hielten sie aufrecht. Traurig wanderte sie täglich
über die Wege und betrachtete die immer wieder auftauchenden, neuen Schäden.
Seit Wochen schon hatte sie die Sonne immer nur kurz sehen können, und selbst die Möwen hatten den Felsen verlassen.
Als die Winterstürme sich gelegt hatten, bekam sie Besuch von einem Mitarbeiter der für den Leuchtturm zuständigen
Gesellschaft. Er teilte ihr mit, daß der Leuchtturm an dieser Stelle aufgegeben würde, da die Instabilität des Felsens
das erforderlich mache. Sie sträubte sich, wollte ihre Heimat nicht verlassen. Er beharrte auf seiner Meinung, sagte,
das Sicherheitsrisiko sei zu groß. Er nannte ihr den Termin, zu dem sie den Leuchtturm verlassen müsse.
Noch einmal regte sich kurz Widerstand in ihr, dann gab sie auf. Die langen Monate der Traurigkeit hatten auch in ihr
Spuren hinterlassen, sie fühlte sich müde und kraftlos.
In der ihr noch verbleibenden Zeit verbrachte sie viele Stunden auf dem Felsen. Betrachtete seine Risse, strich sanft
darüber und sprach mit ihm. Sie grub ein paar Moose aus, um sie mitzunehmen. Sammelte nach wie vor Steine und sang
ihre Lieder, trauriger als je zuvor. Selbst die Sonne, die sich jetzt wieder öfter sehen ließ, konnte ihr Gemüt nicht erhellen.

Am Tag ihrer endgültigen Abreise machte das Schiff des Kapitäns fest, der gekommen war, um sie zu sich zu holen.
Ihre wenigen Habseligkeiten standen in Kisten verpackt vor dem Leuchtturm. Als ein Mitglied seiner Mannschaft die Kiste
mit den Steinen aufhob, stöhnend, wegen des Gewichts, da ging ein kleines Lächeln über ihr Gesicht.
Ein letztes Mal wanderte sie über den Felsen, der für so lange Zeit ihre Heimat gewesen war, verabschiedete sich,
verschloss die Tür des Leuchtturms und bestieg schließlich das Schiff. Tränen standen in ihren Augen und die Möwen,
die zurückgekommen waren, begleiteten sie, bis der Felsen nicht mehr zu sehen war.
In der folgenden Nacht, in der der Fels bemerkte dass das Licht am Leuchtturm erloschen war, gab es noch einmal
ein gewaltiges Beben in ihm, er gab den letzten Widerstand auf und ein Großteil seines Gesteins versank mit lautem Krachen
und einem tiefen Seufzer in der tosenden See. Nur der Teil, auf dem der Leuchtturm und das Nebengebäude standen,
blieb erhalten.

Der Kapitän und die Leuchtturmwärterin bezogen ein kleines Cottage an der schottischen Küste. Langsam kehrten
das Lächeln und die Sonne in ihr Herz zurück. Oft stand sie abends an der Küste und sang ihre Lieder, überließ sich dem Wind
und der Sehnsucht. Obwohl er nach wie vor viele Wochen mit seinem Schiff unterwegs war, wurde das Band der Liebe
zwischen dem Kapitän und ihr immer stärker.
Sie pflanzte die Moose, die sie vom Felsen mitgenommen hatte, in den Garten und freute sich an ihrem Grün.
Sie unternahm lange Wanderungen an der Küste entlang und oft hielt sie sich stundenlang an einer Stelle auf
und ließ ihren Blick über das weite, endlose Meer wandern. Ihre Seele erholte sich. Die kleinen Steine des Felsens
hatte sie im Cottage auf den Fensterbänken verteilt und ab und zu nahm sie sie in die Hand und dachte an ihn.
Sie tat das ohne Traurigkeit und war dankbar für die glücklichen Zeiten, die sie auf ihm verleben durfte.
Und jeden Abend entzündete sie eine Kerze im Fenster.

Nur im Oktober, wenn die Zeit nahte, in der der Orkan den Felsen das erste Mal aus dem Gleichgewicht gebracht hatte,
sah der Kapitän sie oft in Gedanken versunken an der Küste stehen. Ihr Blick weilte in der Vergangenheit und niemand konnte
ihr dorthin folgen. Dann wanderte sie stundenlang durch den Regen, kam völlig durchnässt im Cottage an
und setzte sich schweigend vor das Feuer. Nachts liebten sie sich ohne Worte und sie war dankbar für seinen stillen Trost.

Im Frühjahr des darauffolgenden Jahres legte sein Schiff wieder ab und sie blieb allein, aber nicht einsam zurück.
Sie genoss die Wärme der Frühlingssonne und freute sich auf den Sommer.
Ungeduldig wartete sie auf den Tag, an dem der Kapitän zurückkommen sollte. Doch sein Schiff blieb aus.
Niemand im Hafen konnte ihr sagen, wodurch die Verzögerung eingetreten war. Es gab keine Gründe, die das rechtfertigten
und auch das Wetter gab keinen Anlass dazu. Besorgt machte sie sich auf den Weg zurück zum Cottage.
Auch am nächsten und übernächsten Tag fragte sie im Hafen nach, aber niemand konnte ihr Auskunft geben.
Es gab keine Unglücksmeldungen, aber auch sonst keine Nachricht von ihm.
Am fünften Tag schließlich lief sein Schiff im Hafen ein und sie fiel ihm erleichtert um den Hals und umarmte ihn stürmisch,
als sie ihn endlich wieder sah. Sie lachte und weinte gleichzeitig und der Druck der letzten Tage fiel von ihr ab.
Die Sorgen, die sie sich gemacht hatte, und die Ängste, all das verschwand im Licht der Sonne, die sich in seinen Augen
spiegelte.

Neben seinem Gepäck stand eine große Holzkiste. Sie schaute ihn fragend an, aber er lächelte nur und meinte,
es sei eine Überraschung, die er ihr von seiner Reise mitgebracht habe. Es brauchte vier Mann, um die Kiste auf
der Ladefläche des Autos zu verstauen und genauso viele, um sie vor der Tür des Cottage wieder abzuladen.
Die Leuchtturmwärterin lud die Männer auf einen Tee und einen Whisky ins Haus ein, obwohl sie es gar nicht mehr
erwarten konnte zu erfahren, um was für eine Überraschung es sich wohl handelte.
Als die Mannschaft endlich gegangen war, ging der Kapitän mit ihr vor die Tür des Cottage und öffnete die Kiste.
Sie sah, was darin war und erkannte es sofort. Vor ihr stand ein großes Stück des Felsens. Sie lächelte vor Freude
und Tränen standen in ihren Augen.
Sie drehte sich um und sah den Kapitän an. Er zog sie wortlos in die Arme und ließ sie weinen.
Vor seiner Rückkehr in den Hafen hatte er noch ein letztes Mal Halt gemacht an dem Felsen, auf dem er die Leuchtturmwärterin
kennen gelernt hatte. Hatte die Warnhinweise missachtet, ihn nicht zu betreten. Und vor der von ihr damals sorgsam
verschlossenen Tür diesen Gesteinsbrocken gefunden. Es hatte ihn einige Mühe gekostet, ihn auf das Schiff zu bringen.
Aber er kannte ihre Sehnsucht und er hatte das Bild vor Augen, wenn sie im Oktober ruhelos umher wanderte,
anschließend gedankenverloren vor dem Kaminfeuer saß. In diesen Momenten, in denen er sie nicht erreichen konnte.
Jetzt stand ein Stück ihrer Heimat, die sie verlassen musste, vor der Tür zu ihrem gemeinsamen Zuhause und sie lag
in seinen Armen und war glücklich. Und das machte ihn glücklich.

Sie hatte ihren Seelenfrieden wieder gefunden und strahlte fortan mit der Sonne um die Wette.
Und an einem Tag Ende Juni, als sich nach einem warmen Sommerregen die Sonne wieder durch die Wolken kämpfte,
da erblühte eine kleine, blaue Blume im Moos, mit dem die Leuchtturmwärterin den Fels bepflanzt hatte.
Sie hatte überlebt und die Hoffnung eines Tages wieder zu erblühen, nicht aufgegeben...

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